Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit – Beruhigende Erfahrungen für Polen und Deutsche (2012)

Freundschaft beruht auf Gegenseitigkeit: Davon konnten sich jeweils 17 Schüler der Humboldt-Schule Kiel und des 4.„Gimnazjums“ in Poznań (Posen/Polen) im Alter von 14 bis 15 Jahren sowie deren Eltern im Laufe der vergangenen fünf Wochen eindrucksvoll überzeugen. Bereits zum dritten Mal fand zwischen den Partnerschulen ein Austausch statt: Während zunächst die Kieler in der Zeit vom 16. bis 21. April von der überschwänglichen polnischen Gastfreundschaft schwärmen durften, gab es für die Humboldt-Schüler und ihre Familien in der Woche vom 6. bis 12. Mai Gelegenheit, sich zu revanchieren. Hier setzte sich der positive Eindruck von ersten Besuch fort: Die Gruppen verstanden sich prächtig. Immer wieder wurde mithilfe des Englischen eine gemeinsame Wellenlänge gefunden:

Ob in gemeinsamen Kunstprojekten, wie dem Bemalen einer mehrere Quadratmeter breiten Plakatleinwand zum Thema “Write a letter which will change the world“ oder dem Erstellen von Animationsfilmen unter dem Titel „Fairplay“, ob in den obligatorischen Unterrichtsbesuchen, der Teilnahme an einem Schulkonzert, an einem internationalem Sporttag mit den befreundeten Partnerschulen aus Finnland und der Schweiz, oder zwei selbstgestalteten Präsentationsabenden für die Eltern: immer empfanden beide Gruppen das gegenseitige Kennenlernen als einen entspannten, freundschaftlichen Prozess.

„Die gleichen Interessen, die gleichen Sorgen, die gleichen Freuden, die gleiche Kleidung, nur andere Muttersprachen, sonst kann ich zwischen ihnen keinen Unterschied erkennen“, meinte die Mutter einer Kieler Schülerin während des von den Schülern gestalteten Abschiedsabends. Lächelnd fügte hinzu: „Ist das nicht eine beruhigende Erfahrung für unsere Jugendlichen?“

Vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk und schuleigenen „Verein der Freunde“  wieder einmal großzügig unterstützt, konnten alle Jugendliche, selbst jene aus finanziell schlechter gestellten Familien die einmalige Gelegenheit eines Schulaustausches in Anspruch nehmen. Viele Aktionen, insbesondere die durchgeführten Exkursionen nach Hamburg, Laboe und an die Westküste wären sonst nicht möglich gewesen.

Besonders gelobt wurde von den Eltern die deutsch-polnische Idee, mithilfe einer Mini-Umfrage von etwa 50 Passanten in der Kieler Innenstadt, neue Aufschlüsse über das Wissen und die Ansichten der Fördestädter über ihren östlichen Nachbarn zu erhalten. Während Roman Polanski, Lech Wełęsa von über 50% als gebürtige Polen identifiziert wurden, waren die polnischen Wurzeln von Marie Curie, Kopernikus und Chopin den meisten unbekannt. Den Złoty als Zahlungsmittel kannten mehr als 90%, während nur 46 % über das Nationalgericht Bigos Bescheid wussten. Beim Wissen über die polnischen Städte sah es etwas besser aus: Neben Danzig und Stettin wurden auch Posen, Breslau (Wrocław) und – Vicki Leandros sei Dank – Lodsch (Łódź) von über 50% richtig zugeordnet – und das trotz der Tatsache, dass 60% angaben, noch nie in Polen gewesen zu sein.  86% der Befragten hielten die Entscheidung einer Fußball-Europameisterschaft in Polen für in Ordnung, während sich bei der Frage, ob man als Politiker die Euro 2012 in der Ukraine boykottieren sollte, mit 48%  keine Mehrheit fand.

Nicht nur den Schülern, die am Samstag tränenreich voneinander Abschied nahmen, wird diese gegenseitige Erfahrung in Erinnerung bleiben; auch die Organisatoren, die polnischen Lehrinnen Denka und Szadkowska sowie ihre Kollegen Kay-Broder Binge, Klaus Siewert und Swantje Prang von der Humboldt-Schule sehen das Projekt als vollen Erfolg.

„Die Planungen für einen weiteren Austausch im Schuljahr 2012/2013 laufen schon“, verspricht das Team.[